Sonntag, 12. Oktober, 14 Uhr
Münchner Symphoniker
Münchner Symphoniker
Tjasha Gafner – Harfe
Joseph Bastian – Leitung
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Konzertdauer: ca. 40 min │Pause │ca. 40 min
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Henri-Joseph Rigel (1741–1799)
Sinfonia c-Moll op. 12 Nr. 4
I. Allegro assai
II. Largo non troppo
III. Allegro spiritoso
Claude Debussy (1862–1918)
Danse sacrée et Danse profane
für Harfe und Streichorchester
Camille Saint-Saëns (1845–1921)
Morceau de concert op. 154
für Harfe und Orchester
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PAUSE
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Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV
551 „Jupiter“
I. Allegro vivace
II. Andante cantabile
III. Menuetto – Trio
IV. Finale. Allegro molto
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Henri-Joseph Rigel, 1741 geboren, stammte aus Wertheim am Main, ließ
sich nach seinem Kompositionsstudium (bei Niccolò Jommelli in Stuttgart)
aber um 1767 in Paris nieder, wo er aus seinem ursprünglichen Nachnamen
Riegel das deutsche „e“ entfernte und sich bald einen Namen als
Schöpfer von Instrumentalmusik und Oratorien machte. Dass er ab 1783 als
„Compositeur du Concert Spirituel“ bezeichnet wurde und damit als
Komponist einer der renommiertesten Konzertorganisationen in einer Reihe
mit Namen wie Mozart und Haydn stand, zeigt die beachtliche
Anerkennung, die er genoss. Hört man seine c-Moll-Sinfonie op. 12 Nr. 4
von 1774, kann dies kaum verwundern. Mit Energie und Esprit zeigt er
sich in den Ecksätzen auf der Höhe der „Sturm und Drang“-Symphonien
eines Joseph Haydn, beweist im Largo-Mittelsatz aber auch empfindsame
melodische Ausdruckskraft.
Im Jahr 1904 erhielt Claude Debussy
einen interessanten Auftrag: Die Firma Pleyel bestellte bei ihm ein Werk
für ihre neu entwickelte chromatische Harfe, ein Instrument, das ohne
Pedale auskam und die deshalb notwendigen zusätzlichen Saiten kreuzweise
anordnete. Auch wenn diese Variante sich gegenüber den bewährten
Instrumenten der Konkurrenzfirma Érard nicht durchsetzte, so inspirierte
sie doch einige neue Kompositionen. Die von Debussy für Pleyel
geschriebenen beiden Tänze für Harfe und Streichorchester – „Danse
sacrée“ und „Danse profane“, also sakraler und weltlicher Tanz – haben
sich deshalb im Repertoire gehalten, weil sie sich problemlos für die
Pedalharfe einrichten ließen. Ihr Charakter ist den Titeln entsprechend
gegensätzlich angelegt: Die „Danse sacrée“ beschwört in zunächst
gemäßigt schreitender Bewegung eine archaisch-antike Stimmung herauf,
während die ohne Pause folgende „Danse profane“ sich im luftigen
Walzertakt wiegt. Eine Solopassage, die sich bald mit dem Orchester zu
atmosphärischer Intensität steigert, bildet den zurückgenommenen
Mittelteil, eher der Tanz beschwingt ausklingt.
Camille
Saint-Saëns hatte eine besondere Affinität zur Harfe, veröffentlichte
Artikel über historische Harfeninstrumente und komponierte einige Werke
für das Instrument, darunter das Morceau de Concert (Konzertstück) op.
154 von 1918/19. Stärker als Debussy stellt Saint-Saëns in diesem
einsätzigen, in fünf Abschnitte mit Coda gegliederten Werk die Harfe als
virtuos-variantenreichen Träger thematischen Materials in den
Vordergrund. Das Orchester ist eng mit dem Solopart verzahnt, entfaltet
seine volle Kraft aber nur in einigen wenigen Tutti-Passagen.
Im
Sommer 1788 schrieb Wolfgang Amadé Mozart innerhalb kurzer Zeit drei
Sinfonien, die seine letzten sein sollten. Einen konkreten Auftrag oder
Anlass scheint es dafür nicht gegeben zu haben, doch hatte Mozart sicher
eine Aufführung oder Veröffentlichung im Sinn, die seine angespannte
wirtschaftliche Lage mindern sollte. Unabhängig davon sowie von der
Frage, ob es sich dabei um einen zusammengehörigen Zyklus handelt, kann
in der Rückschau sicher davon gesprochen werden, das Mozart mit den
Sinfonien in Es-Dur, g-Moll und C-Dur die Summe seines bisherigen
sinfonischen Schaffens zog. Einen besonderen Rang nahm dabei schon bald
nach Mozarts Tod die letzte Sinfonie C-Dur KV 551 ein, wofür der
vermutlich vom Konzertveranstalter Johann Peter Salomon stammende
Beiname „Jupiter“-Sinfonie ein Indiz ist. Auch der Name „Sinfonie mit
der Schlussfuge“ hätte seine Berechtigung gehabt, so wurde sie
jedenfalls in vielen Konzertbesprechungen ab dem Beginn des 19.
Jahrhunderts bezeichnet. Bemerkenswert ist dabei, wie eine
vergleichsweise kurze Passage im Finale – gut 30 Takte, die ja nach
Tempo nur um die 30 Sekunden dauern – so prägend für die Wahrnehmung
eines ganzen Werkes werden konnte. Das hat aber einen guten Grund, denn
Mozart sorgt im Vorangegangen dafür, dass alles auf dieses kunstvolle,
nicht weniger als fünf Elemente kontrapunktisch miteinander
verschränkende Fugato zuzulaufen scheint. Es treibt gleichsam die
Gegensätzlichkeiten der vier Sätze, ihre thematischen Spannungen und
kontrastierenden Stimmungen auf die Spitze und löst diese schließlich
auf wundersame Weise endgültig auf. Im ersten Satz sind dies erstens ein
markantes, aus drei Schlägen bestehendes Motto und die daraus ihre
Energie beziehenden Geschwindmarschrhythmen, zweitens die unmittelbar
antwortenden bzw. später als Seitensatz länger ausschwingenden Melodien
und drittens die kecke, wohl nicht zufällig die kurz zuvor komponierte
Opera-buffa-Arie „Un bacio di mano“ aufgreifende Schlussgruppe. Im
Andante cantabile bilden ein in Moll stehendes, mit Synkopen und
Akzenten durchsetztes zweites Thema sowie chromatische Durchgänge den
leicht beunruhigenden Kontrast zur heiteren Gelassenheit der gedämpften
Streichermelodik. Innerhalb des tänzerisch-fließenden Menuetts erinnern
Pauken und Trompeten an den Marschcharakter des ersten Satzes, wobei im
Trio schon jenes für das Finale und das Schlussfugato so prägende
Viertonmotiv vorweggenommen wird. Im letzten Satz lässt Mozart
schließlich sangliche Linie, prägnante Rhythmik und opernnahe
Spritzigkeit zunehmend ineinandergreifen, ballt in der Durchführung die
Spannungen mit ungeahnter Konsequenz und Dissonanz zusammen und krönt
sein sinfonisches Œuvre schließlich kurz vor dem Ende mit der berühmten
„Schlussfuge“, die im strengen Sinne zwar keine ist, was uns deshalb
aber nicht minder staunend zurücklässt.
Dr. Juan Martin Koch (c) Kulturwald gGmbH 2025
Tjasha Gafner
Die Harfenistin Tjasha Gafner, geboren 1999 in der Schweiz, absolvierte
ihr Studium an der Juilliard School in New York unter der Leitung von
Nancy Allen. Sie erwarb einen Master-Abschluss als Solistin bei Letizia
Belmondo an der Haute École de Musique in Lausanne sowie einen
Master-Abschluss in Musikpädagogik bei Sandrine Chatron an der Haute
École de Musique in Genf. Im September 2023 gewann Tjasha den 1. Preis
und den Publikumspreis beim renommierten ARD-Wettbewerb in München. Sie
hat mehr als 20 Auszeichnungen erhalten und erste Preise bei
Wettbewerben wie dem Felix-Godefroid-Wettbewerb (Belgien, 2012), Suoni
d’Arpa (Italien, 2014) und dem Martine-Géliot-Wettbewerb (Frankreich,
2016) gewonnen. Im Jahr 2021 wurde sie beim MFP-Wettbewerb (Médias
Francophones Publics) als „Solistin 2022” ausgezeichnet, gewann den
Max-D.-Jost-Preis und erhielt das Leenaards-Kulturstipendium. Im Jahr
2023 wurde sie von „Die Zeit“ als eine der 30 einflussreichsten
Persönlichkeiten unter 30 in Deutschland ausgezeichnet. Seit ihrem
zehnten Lebensjahr tritt Tjasha regelmäßig in Europa in renommierten
Konzertsälen wie der Berliner Philharmonie, der Tonhalle Zürich und dem
Wiener Konzerthaus auf.
Sie wurde eingeladen, als Solistin mit
Orchestern wie dem Ensemble Orchestral de Paris, dem Ensemble des Jeunes
Virtuoses de New York, dem Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, dem Kammerorchester Lausanne und den London Mozart Players
aufzutreten. Sie war bereits im Schweizer Radio und Fernsehen, bei
BR-Klassik und France Musique zu hören und nahm im Alter von 18 Jahren
ihre erste CD auf. Im Jahr 2021 nahm sie zwei weitere Alben in
Zusammenarbeit mit der Flötistin Héléna Macherel auf, das erste wurde
vom amerikanischen Label Orpheus Classical, das zweite von Claves
veröffentlicht. Im Jahr 2022 leitete sie ihre erste Meisterklasse
während einer Solotournee in Argentinien. Im Jahr 2023 reiste sie in den
Kongo, um dort aufzutreten, zu unterrichten und Instrumente aus
Abfallmaterialien zu bauen. Seit 2020 arbeitet Tjasha mit der
Theatergruppe 2B Company zusammen und tourt häufig durch
französischsprachige Länder. Sie trägt zur Erweiterung des
Harfenrepertoires bei, indem sie eigene Transkriptionen erstellt und mit
Komponisten wie Heinz Holliger, Ziyi Tao, Jake Safirstein und Laurent
Coulomb zusammenarbeitet, die ihr Werke gewidmet haben.
Münchner Symphoniker
Mit viel Innovationskraft und Ideenreichtum sowie einer gehörigen Portion Experimentierfreude sind die Münchner Symphoniker ein außergewöhnlicher Klangkörper. Durch facettenreiche Programme entdeckt das Orchester gemeinsam mit seinem Publikum neue Klangwelten und lädt dazu ein, (nicht nur) klassische Musik neu zu denken.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1945 bieten die Münchner Symphoniker ein Forum für hervorragende Künstlerpersönlichkeiten der jüngeren Generation wie Julia Hagen, Asya Fateyeva oder Fatma Said und schaffen mit renommierten Partner*innen wie Alondra de la Parra, Maximilian Hornung, Arabella Steinbacher oder Jonas Kaufmann musikalische Höhepunkte. Das unkonventionelle Spiel mit der Tradition zeichnet das Orchester dabei ebenso aus wie die Zusammenarbeit mit Künstler*innen anderer Musikgenres.
Neue Wege gehen die Münchner Symphoniker insbesondere mit visionären Projekten: Das mit dem KULTURLICHTER – Deutscher Preis für kulturelle Bildung ausgezeichnete Projekt „MSY goes VR“ bringt klassische Musik mittels innovativer Virtual Reality-Technologie zu den Menschen. Mit dem inklusiven Konzertprojekt „MASTERS OF INCLUSION“ hat das Orchester neue Maßstäbe im Bereich Teilhabe gesetzt – ausgezeichnet mit dem „Preis Innovation“ der Deutschen Orchester-Stiftung.
Auch in der Musikvermittlung ist das Engagement des Orchesters beispielhaft: Seit über zwei Jahrzehnten bringt es Kindern und Jugendlichen Musik nahe – in Schulen, Probenbesuchen und Mitmachformaten. Als „Orchester des Wandels“ setzen sich die Münchner Symphoniker zudem aktiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein.
Eine große Affinität zur
Filmmusik ist mit mehr als 650 eingespielten Soundtracks tief in der
Historie der Münchner Symphoniker verwurzelt, darunter der
Oscar-nominierte Soundtrack zu „Das Schweigen der Lämmer“ oder die Musik
für Filmklassiker wie „Die unendliche Geschichte 3“ und „Das Boot“.
Mit
rund 100 Konzerten pro Spielzeit sind die Münchner Symphoniker ohne
eigenen Konzertsaal als Klangbotschafter überall zu Hause: in den
Münchner Konzertsälen (Prinzregententheater, Isarphilharmonie,
Herkulessaal) ebenso wie in Clubs, dem Münchner Umland sowie auf den
großen Bühnen im In- und Ausland. Kurzum: Die Münchner Symphoniker
bringen den „Klang unserer Stadt“ zu den Menschen in München und darüber
hinaus.
Der innovative und agile Klangkörper von heute zählt Musiker*innen aus 17 Nationen. Mit Joseph Bastian als Chefdirigenten haben die Münchner Symphoniker den idealen Partner, um auch zukünftig mutige und visionäre Konzertprojekte zu realisieren.
Joseph Bastian
Seit September 2023 ist Joseph Bastian Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Münchner Symphoniker. Der französisch-schweizerische Dirigent wird für seine „absolute Präzision und sein ruhiges und meisterhaftes Auftreten“ gefeiert sowie für die „bemerkenswerte Partnerschaft“, die er mit den Orchestermusiker*innen eingeht.
Seit 2022 ist er außerdem Chefdirigent des Orchestre Dijon Bourgogne. Ein wichtiger Meilenstein war das vielbeachtete Debüt beim Internationalen Festival von Besançon 2023, dem eine Wiedereinladung 2025 folgte – ein deutliches Zeichen der wachsenden Bedeutung des Orchesters. Dort initiiert er mutige, interdisziplinäre Kooperationen, bei denen er etwa die Neurowissenschaften gemeinsam mit dem Forscher Emmanuel Bigand auf die Konzertbühne holt.
Darüber hinaus leitet Bastian das Asian Youth Orchestra als Principal Conductor. Unter seiner Leitung tritt das AYO bei führenden Festivals und in renommierten Konzertsälen Asiens und Europas auf und dient als kulturelle Brücke sowie als bedeutende Nachwuchsschmiede für herausragende junge Musiker*innen.
Als Gastdirigent ist Bastian regelmäßig bei großen europäischen und internationalen Orchestern zu erleben, darunter beim Bayerischen Staatsorchester, Orchestre National d’Île-de-France, WDR und SWR Symphonieorchester, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sowie bei Orchestern in Japan und Südamerika.
Zu seinen Operndirigaten zählen Hänsel und Gretel und Luisa Miller am Luzerner Theater, La Traviata in Karlsruhe, Haydns Il mondo della luna mit dem Opernstudio Zürich.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Bastian 2016, als er kurzfristig einsprang und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in einem als „sensationelles Debüt“ gefeierten Konzert dirigierte. Er wurde mit dem Neeme-Järvi-Preis 2016 (Gstaad Menuhin Festival) und dem Eugen-Jochum-Preis 2019 ausgezeichnet.
Mit künstlerischer Exzellenz und einem tiefen Bewusstsein für die gesellschaftliche Aufgabe der Musik gestaltet Joseph