27.07.25
A Tribute to Singer Pur – die Urbesetzung
Samstag, 26. Juli, 19 Uhr, Aldersbach, Asamkirche
Sonntag, 27. Juli, 11 Uhr, Konzerthaus Blaibach
Retrospective Journey
Caroline Wegmann – Sopran
Klaus Wenk – Tenor
Markus Zapp – Tenor
Christian Wegmann –Tenor
Thomas E. Bauer – Bariton
Marcus Schmidl – Bass
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Konzertdauer: ca. 70 min, keine Pause
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Experimentelle Musik aus England
Paul Patterson (*1947)
Time piece (1972)
Geistliche Vokalmusik des 16. Jahrhunderts
Ludwig Senfl (um 1489–1543)
Verbum caro factum est
Europäische Musik der Romantik
Evert Taube (1890–1976) (arr. A. Edenroth)
Så skimrande var aldrig havet
Friedrich Silcher (1789–1860)
Untreue
Ralph Vaughan Williams (1872–1958)
Rest
Johannes Brahms (1833–1897)
Abendständchen op.42/1
Weltliche Lieder der Renaissance
Thomas Morley (1557–1602)
Now is the month of maying
Ludwig Senfl (um 1486–1543)
Ach Elslein
Orlando di Lasso (1532–1594)
Dessus le marche d‘Arras
Nicolas Gombert (um 1500–1556)
Tous les regrez
Jacob Arcadelt (1507–1568)
Margot labourez le vigne
Il bianco e dolce cigno
Adrian Willaert (um 1490–1562)
Vecchie letrose
Musik des 20. Jahrhunderts
György Ligeti (1923–2006)
The Alphabet (1988)
John Cage (1912–1992)
Story (1940)
Billy Joel (*1949) (arr. Bob Chilcott)
And so it goes
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„Timor et tremor“ (Furcht und Zittern) heißt das erste Stück auf der ersten CD, die das Vokalensemble Singer Pur im Anschluss an ihren Sieg beim Deutschen Musikwettbewerb aufnehmen durfte (Ars Musici, 1994). Darauf angesprochen, ob es in diesen Anfangszeiten auch so etwas wie Angst vor der eigenen Courage gab, winken Klaus Wenk, Markus Zapp und Thomas E. Bauer im Gespräch ab. „Mit Logik ist das ja im Nachhinein nicht zu erklären, was man da so gemacht hat“, blickt Thomas Bauer zurück. „Wir hatten auch einfach Glück, dass genau in diesem Jahr der Deutsche Musikwettbewerb für Vokalensembles ausgeschrieben war und wir am besten abgeschnitten haben. Das war schon ein wenig blauäugig, aber diese Einstellung hat auch dazu beigetragen, dass wir das Abenteuer überhaupt eingegangen sind.“
Da war also durchaus eine gewisse Unerschrockenheit und eine Spur jugendlicher Übermut im Spiel. Als fünfköpfiges Männerensemble aus Mitgliedern der Regensburger Domspatzen hatte das Ganze mit einem Schwerpunkt auf Jazzarrangements begonnen, ehe sich mit der schwedischen Sopranistin Caroline Höglund (später Wegmann) die Möglichkeit zur Erweiterung um eine Frauenstimme ergab. Der unverwechselbare Singer Pur Sound ohne Alt, mit hohen Tenören war geboren.
Zu dieser Unverwechselbarkeit gehörte von Anfang auch ein Klangideal, das bei aller Homogenität auch den individuellen Stimmfarben Raum gab, was Markus Zapp so beschreibt: „Wir hatten immer die Philosophie, dass man auch mal die Ecken und Kanten des Lebens hören darf, die Persönlichkeiten der Sänger.“ Als Vorbild nennt er hier das Hilliard Ensemble mit seinen ausgeprägten Stimmcharakteren, das auch in anderer Hinsicht ein Orientierungspunkt für Singer Pur war, wie Klaus Wenk ergänzt: „Die haben wirklich alte Musik gemacht, Repertoire vom Beginn der Mehrstimmigkeit an, aber eben auch extrem neue, spannende Sachen.“ So entwickelte Singer Pur den Anspruch, neben der aus der Zeit im Domchor vertrauten Musik aus Renaissance und Romantik auch Zeitgenössisches und Experimentelles zu singen. „Als wir damals die Nonsense Madrigals von György Ligeti zum ersten Mal gehört hatten“, erinnert sich Wenk, „entwickelten wir einen unglaublichen Ehrgeiz. Wir haben uns die dann irgendwie draufgeschafft, weil wir so etwas unbedingt selbst singen wollten. Zu merken, dass das möglich war und wie das immer besser ineinander gegriffen hat, das war schon eine unglaubliche Sache.“
Neben „The Alphabet“ aus Ligetis Zyklus erklingt im heutigen Konzert auch „Time Piece“ von Paul Patterson, jenes vielschichtige, zwischen Avantgarde und Jazz changierende Stück, das Markus Zapp spontan als erstes einfällt, wenn er an Singer Pur denkt. Den Grundansatz ihres ‚Reunion‘-Programms umreißt Klaus Wenk so: „Wir haben Stücke aus der Gründerzeit der Gruppe ausgewählt, denn die war mit Caroline als Sopranistin extrem prägend für Singer Pur: weltliche Lieder der Renaissance, europäische Romantik unterschiedlicher Couleur, Zeitgenössisches sowie Jazz und Pop.“
Auf die Frage, wie sie den Klang von Singer Pur aus der Erinnerung kurz beschreiben würden, fallen interessante Stichworte: „Farbenreich“, sagt Markus Zapp, dem Klaus Wenk zustimmt und ergänzt: „sehr leicht und hell“. Thomas Bauer kommt ein wenig überraschend mit der Formulierung „ein bisschen fragil, widersprüchlich“ um die Ecke, ehe er den Zauber dieser Anfangsjahre aber noch einmal anders zusammenfasst: „Es ging um Charakter und etwas Unaussprechliches, das ich nicht so recht beschreiben kann. Und das war bei uns irgendwie der Fall.“
Dr. Juan Martin Koch (c) Kulturwald gGmbH 2025