26.04.25
Lucienne Renaudin Vary & Tim Allhoff
Samstag, 26. April 2025, 18 Uhr
Lucienne Renaudin Vary – Trompete
Tim Allhoff – Klavier
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Konzertdauer: ca. 40 Min. │ Pause │ ca. 40 min.
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Jean Françaix (1912–1997)
Sonatine
I. Prélude. Allegretto
II. Sarabande
III. Gigue
Manuel de Falla (1876–1946)
1. El paño moruno
3. Asturiana
5. Nana
6. Canción
7. Polo
aus den „Siete canciones populares españolas“
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
II. Siciliano
aus der Flötensonate Es-Dur BWV 1031
Bearbeitung: Wilhelm Kempff
Théo Charlier (1868–1944)
II. Du style
aus den „36 Études transcendantes“
Fritz Kreisler (1875–1962)
Marche miniature viennoise
Bearbeitung: Cyrille Lehn
Frederic Mompou (1893–1987)
Damunt de tu només les flors
Bearbeitung: Tim Allhoff
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PAUSE
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Jimmy Van Heusen (1913–1990)
I Thought About You
George Gershwin (1898–1937)
I Loves You, Porgy
aus: „Porgy and Bess“
Lennon/McCartney
Blackbird
Bearbeitung: Tim Allhoff
Antonio Carlos Jobim (1927–1994)
Portrait in Black and White
Louis Yule Brown (1912–2007)
We’ve Got a World That Swings
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Mit ihrem heutigen Programm präsentiert Lucienne Renaudin Vary die ganze
Bandbreite der Trompete, von der klassischen Moderne bis zum Jazz. Der
Name Manuel de Falla mag da auf den ersten Blick überraschen, doch seine
sieben spanischen Volksliedbearbeitungen („Siete canciones populares
españolas“) von 1914 – ein Schlüsselwerk seiner kreativen
Auseinandersetzung mit der vielfältigen Volksmusiktradition seiner
Heimat – haben sich auch in zahlreichen instrumentalen Fassungen
verbreitet. Aus den sieben Liedern mit ihren einerseits auf die Gitarre
verweisenden, andererseits moderne Elemente einstreuenden
Klavierbegleitungen haben Lucienne Renaudin Vary und Tim Allhoff fünf
ausgewählt: Das lebhafte „El paño moruno“ (Das dunkle oder maurische
Tuch), die melancholisch weinende „Asturiana“, das hinreißende
Wiegenlied „Nana“, die heiter übermütige „Canción“ und das den
leidenschaftlichen „Cante jondo“ (dunkler Gesang) des Flamenco
evozierende „Polo“.
Jean Françaix ist als heiterer, vermeintlich
oberflächlich unterhaltender Klassizist stets ein Außenseiter unter den
französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts gewesen. Seine
dreisätzige Sonatine für Trompete und Klavier von 1952 zeigt ihn auf der
Höhe seiner unbeschwerten Inspirationskraft. Wie er im Prélude und in
der abschließenden, jazzigen Gigue die motorische Geläufigkeit des
Blasinstruments zelebriert, ist unmittelbar mitreißend. Mittel- und
Herzstück des erfrischend kompakten Werks ist die Sarabande, deren
träumerische, mit Dämpfer zu spielende Melodie sich unwiderstehlich über
den in sanfter Bewegung gehaltenen Klavierpart legt. Mit einer
Figurationspassage belebt sich das Geschehen bis hin zu einer
überraschenden, aberwitzig auftrumpfenden Trompetenkadenz, die auf den
letzten Satz vorausweist.
Das Lied „Damunt de tu només les flors“
(Über dir nur die Blumen) aus Frederic Mompous Liederzyklus „Combat del
somni“ (Kampf des Traumes) aus den Jahren 1942–51 ist das wohl
berühmteste Kunstlied in katalanischer Sprache. Dessen charakteristische
Merkmale – die melodische Kraft, mit der Mompou das traurig-sehnsüchtige
Liebesgedicht von Josep Janés i Olivé vertont, und die Spannung, die er
mit einer gleichsam kommentierenden Klavierbegleitung aufbaut – teilen
sich auch rein instrumental auf beeindruckende Weise mit.
Mit
seinen „36 Études transcendantes“ hat der belgische Trompeter und
Pädagoge Théo Charlier ein Standardwerk für sein Instrument
hinterlassen. Die berühmte Nummer zwei daraus ist eine von mehreren
Etüden, die schlicht mit „Du style“ überschrieben sind, in denen es also
darum geht, die technischen und gestalterischen Herausforderungen eines
bestimmten stilistischen Tonfalls zu bewältigen. Charlier kleidet diese
Aufgabe in eine gleichermaßen anspruchsvolle wie künstlerisch gelungene
Form. Die weiten melodischen Bögen des Mollteils zu Beginn werden
zunehmend lebhafter, im Dur-Mittelteil verlangen ein rezitativischer
Abschnitt und weite Sprünge der Spielerin einiges ab, ehe die Melodie
des Beginns wiederkehrt und mit zwei weichen Trillern zum Abschluss
kommt.
Mit zwei äußerst gelungenen Bearbeitungen beschließen
Lucienne Renaudin Vary und Tim Allhoff den ersten Programmteil: Der
Pianist Wilhelm Kempff hat den Siciliano-Satz aus Johann Sebastian Bachs
Flötensonate Es-Dur BWV 1031 in ein zeitlos poetisches Klavierstück
verwandelt und die „Marche miniature viennoise“ (Wiener Miniaturwalzer),
eine jener köstlichen Miniaturen des Meistergeigers Fritz Kreisler,
erstrahlt in der Version Cyrille Lehns in funkelndem Trompetenglanz.
Der
zweite Teil dieses Abends steht bis auf Tim Allhoffs Arrangement des
Beatles-Klassikers „Blackbird“ ganz im Zeichen des „Great American
Songbooks“, jener Stücke also, die zunächst meist am Broadway oder in
Filmen gesungen, dann von berühmten Sängern bekannt gemacht wurden und
schließlich als „Standards“ ins Jazz-Repertoire eingegangen sind.
Jimmy Van Heusens „I Thought About You“ (1939) wurde vor allem durch
Billie Holiday und Frank Sinatra bekannt; George Gershwins „I Loves You,
Porgy“ stammt aus seiner bahnbrechenden Oper „Porgy and Bess“ (1935),
„But Not for Me“ aus dem Musical „Girl Crazy“ (1930); Jerome Kerns „Pick
Yourself Up“
wurde zunächst von Fred Astaire und Ginger Rogers in den Film „Swing Time“ von 1936 gesungen und wurde dann
vor allem durch die Version des Pianisten
und Sängers Nat „King“ Cole populär (1944); „We’ve Got a World That
Swings“ schrieb Louis Yule „Lou“ Brown für die Jerry-Lewis-Komödie „The
Nutty Professor“ (Der verrückte Professor).
Dr. Juan Martin Koch (c) Kulturwald gGmbH
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Lucienne Renaudin Vary
Jung und frisch klingt die
Trompete der 26jährigen Lucienne Renaudin Vary. Sie steht exklusiv bei
Warner unter Vertrag und hat 2021 den Opus Klassik Award in der
Kategorie Nachwuchskünstlerin des Jahres erhalten und war bereits 2016
Gewinnerin in der Kategorie Révélation (Entdeckung des Jahres
instrumental solo) bei den französischen Victoires de la Musique
Classique. Ab der Saison 2024-2025 wird sie für drei Spielzeiten Junge
Wilde am Konzerthaus Dortmund sein.
Die junge Ausnahmekünstlerin
war zu Gast bei großen Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra, der
Tonhalle Zürich, Royal Philharmonic Orchestra, Orchestre National du
Capitole de Toulouse, Brüsseler Philharmoniker, Luzerner
Sinfonieorchester, Zürcher Kammer Orchester, Les Siècles, Les Violons du
Roy, Beethoven Orchester Bonn, BBC Concert Orchestra, London Chamber
Orchestra, Orchestre National d'Auvergne, Ensemble Kanazawa, Warschauer
Philharmoniker, Prager Philharmonie, Dortmunder Philharmoniker,
Kammerorchester Basel, New Century Chamber Orchestra in San Francisco
unter Dirigent:innen wie Paavo Järvi, Barbara Hannigan, François- Xavier
Roth, Eun Sun Kim, Vladimir Ashkenazy, Tugan Sokhiev, Cristian
Măcelaru, Sascha Goetzel, Kazuchi Ono, Emmanuel Villaume, Jan-Willem de
Vriend, Christopher Warren-Green, Lawrence Foster, Michael Sanderling,
Ruth Reinhardt.
Zudem tritt die junge Trompeterin bei Festivals
wie den Snape Proms, dem Festival de Pâques in Aix-en-Provence, Rheingau
Musik Festival, Schleswig-Holstein Musik Festival, Musikfest Bremen,
Stresa Festival, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Istanbul
Musikfestival, Folle Journée de Nantes, Cartagena Festival de Música
oder dem Gstaad Menuhin Festival auf, wo sie eine fünfjährige Residenz
als Menuhin's Heritage Artist innehat.
Im November 2024
erscheint bei Warner Classics Lucienne‘s fünftes Album Winter Gardens
unter der Leitung von Sasha Goetzel, das sie mit dem Orchestre de
Chambre de Paris im Dezember 2024 auf großer Tour neben Hummel’s
Trompetenkonzert präsentieren wird, u.a. im Konzerthaus Berlin,
Frauenkirche Dresden, Tonhalle Düsseldorf, Elbphilharmonie Hamburg,
Prinzregententheater München und der Philharmonie de Paris. Zuvor bei
Warner Classics veröffentlichte Alben sind Trumpet Concertos mit dem
Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Michael Sanderling
(2022), (The Voice of the Trumpet (2017) mit dem Orchestre National de
Lille und Rolando Villazón, Mademoiselle in New York (2019) mit Bill
Elliott und dem BBC Concert Orchestra und Piazzolla Stories (2021) mit
dem Philharmonischen Orchester von Monte Carlo und Sascha Goetzel.
Lucienne
Renaudin Vary ist auch als Jazzkünstlerin gefragt und gründete ihr
eigenes Quintett. Die Westfranzösin studierte zunächst klassische
Trompete in Le Mans und wurde später am renommierten Conservatoire
National Supérieur de Paris in die Klassik- und in die Jazz-Klasse
aufgenommen – als erste und jüngste Studentin und profilierte sich von
Anfang an in beiden Genres.
Lucienne Renaudin Vary ist
regelmäßiger Gast in populären europäischen TV-Sendungen wie Rolando
Villazóns Stars von Morgen (Arte/ZDF), Weihnachten mit dem
Bundespräsidenten im ZDF, Le Grand Echiquier für France Télévisions, das
niederländische TV-Programm NTR's Podium Witteman.
Lucienne
Renaudin Vary war 2019 die erste Frau, die mit dem Schweizer Arthur
Waser Preis zur Förderung hochbegabter, junger Solisten ausgezeichnet
wurde.
2024 ist sie Gewinnerin des WEMAG-Solistenpreises 2024 der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern.
Tim Allhoff
Vielseitig und Grenzüberschreitend. Worte, die den Musiker Tim
Allhoff wohl sehr treffend beschreiben. Er verkörpert musikalische
Freiheit und Vielfalt und mit seiner klaren Absage an Schubladendenken
und Stereotypen bewegt er sich mühelos zwischen Klassik und Jazz. Diese
Vielseitigkeit und seine einzigartige Fähigkeit, Genres miteinander zu
verschmelzen, zeigen eindrucksvoll, dass Musikstile nicht isoliert
existieren, sondern Teil eines dynamischen, ständig wachsenden
künstlerischen Kosmos sind.
Allhoffs Klavierspiel zeichnet sich
durch seine technische Brillanz und emotionale Intensität aus. Der
Pianist verbindet die Tiefe und Komplexität der klassischen Musik mit
der Freiheit und dem Ausdruck des Jazz und genau das schätzen seine
Fangemeinde und seine musikalischen Partner/innen gleichermaßen. Seine
Interpretationen klassischer Werke sind geprägt von einer tiefsinnigen
Sensibilität und einem intuitiven Verständnis für die musikalische
Sprache der Meister – innovativ und respektvoll zugleich.
Tim
Allhoff ist seit zwei Jahrzehnten zweifelsohne eine feste Größe in der
deutschen Musikszene. Er blickt auf zehn Veröffentlichungen unter
eigenem Namen zurück, ist als Gast auf vielen weiteren Einspielungen zu
hören, wurde unter anderem mit dem Echo ausgezeichnet und war für den
Deutschen Musikautorenpreis nominiert. Er ist ein gefragter Begleiter am
Klavier, spielte mit Künstler/innen wie Fatma Said, Angelique Kidjo,
Eldbjørg Hemsing, Ane Brun, Lucienne Renaudin Vary, dem Leonkoro
Streichquartett, und ist als Pianist sogar auf einem Track von Robbie
Williams zu hören.
Auch als Komponist und Arrangeur ist er
gefragt, wobei er auch hier aus seinem reichen Fundus an Einflüssen
schöpft, um eine faszinierende Klanglandschaft zu erschaffen, die
gleichermaßen zugänglich und anspruchsvoll ist. Er schrieb Werke für
verschiedenste Besetzungen, von Soloklavier bis Symphonieorchester,
arbeitete an Auftragswerken wie z.B. der Musik für das Eröffnungskonzert
des Weltwirtschaftsforums in Davos, Arrangements für das Orchestre de
chambre de Paris, Oscar-Preisträgerin Rachel Portman, die Violinistin
Eldbjørg Hemsing, Cellistin Anastassija Kobekina und viele andere
Künstler/innen.
Im Februar 2025 erschien Allhoffs zehntes Album
mit Werken von J.S. Bach, welches zugleich seine erste rein klassische
Einspielung ist.
Der Pianist ist Steinway Artist und offizieller Ambassador für Boston Pianos, designed by Steinway & Sons.