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23.03.25

Martynas Levickis

Sonntag, 23. März, 11 Uhr

Martynas Levickis, Akkordeon

Martynas Levickis (*1990)
Rain
Festival Overture

Philip Glass (*1937)
(Arr. M. Levickis)
Etudes Nr. 2 & 6
Mad Rush

Franck Angelis (*1962)
aus „Impasse“:
Andante doloroso
Allegro ritmico

Martynas Levickis
Lithuanian Folksong Suite
1. Leliumoj
2. Šiū Namo (Komm zurück nach Hause)
3. Palinko Liepa (Eine Linde, gekrümmt am Wegesrand)
4. Beauštanti Aušrelė (Die Morgendämmerung bricht an)
5. Rūta Žalioj (Die grüne Weinraute)

Frédéric Chopin (1810 – 1849)
(Arr. M. Levickis)
Walzer cis-Moll op. 64/2

Astor Piazzolla (1921 – 1992)
(Arr. M. Levickis)
Oblivion

Willard A. Palmer/Bill Hughes
Paganini Variationen über die Caprice Nr. 24

Gioachino Rossini (1792 – 1868)
(Arr. M. Levickis)
Cavatina des Figaro aus „Il barbiere di Siviglia“

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Konzertdauer: ca. 75 Min. – keine Pause
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Zum Programm

Sobald Martynas Levickis in die Tasten und Knöpfe seines Akkordeons greift, sind alle Klischees wie weggeblasen. Unter seinen Händen entfaltet die wegen ihrer Volkstümlichkeit und Tanzaffinität gerne von oben herab angesehene „Quetschkommode“ ihr Potenzial als ausdrucksstarkes, nuancenreiches Instrument.

Nach zwei eigenen Kompositionen, dem meditativen „Rain“ und der virtuosen „Festival Ouverture“ führt uns Martynas mit Bearbeitungen einiger Klavierstücke von Philip Glass in die faszinierende Welt der Minimal Music. In dessen 2. Klavieretüde werden hypnotisch kreisende Arpeggien zum einen von sehr tiefen Basstönen und zum anderen von Einwürfen in hoher Lage kontrastiert. Im Mittelteil verdichtet und beschleunigt sich das Geschehen und läuft dann wieder um sich kreisend aus. Die 6. Klavieretüde pulsiert stärker und schneller. Eine Melodielinie aus Tonwiederholungen, fast spätromantische Akkordballungen und atemlose, mit leichten Dissonanzen angeschärfte Kaskaden beleben das Geschehen. „Mad Rush“ spannt ähnliche Elemente noch weiter aus, ein Gefühl von Zeitlosigkeit breitet sich aus.

Bei Franck Angelis’ „Impasse“ handelt es sich um Originalwerke für Akkordeon. Das Andante doloroso daraus knüpft mit seinem atemlosen Pulsieren an Glass an, während das Allegro ritmico die Möglichkeiten des Instruments für gestochen scharfe Artikulation und rhythmische Sogkraft zur Geltung bringt.

In der Lithuanian Folk Song Suite spürt Martynas Levickis seinen musikalischen Wurzeln in melancholischen Volksliedbearbeitungen nach: „Leliumoj“ handelt von einem Mädchen, das in winterlicher Kälte unmögliche Aufgaben zu bewältigen hat. „Šiū Namo“ (Komm zurück nach Hause) wurde Martynas von einer alten Frau in den Wäldern Nordlitauens vorgesungen. In „Palinko Liepa“ (Eine Linde, gekrümmt am Wegesrand) verabschiedet sich eine Mutter von ihrem Sohn, der in den Krieg ziehen muss. In Form von Variationen sind die beiden übrigen Sätze der Suite verarbeitet: das Arbeitslied „Beauštanti Aušrelė“ (Die Morgendämmerung bricht an) und das Hochzeitslied „Rūta Žalioj“ (Die grüne Weinraute).

Vier Bearbeitungen beschließen das heutige Programm: Auf zwei elegische Nummern – Frédéric Chopins cis-Moll-Walzer op. 64/2 und Astor Piazzollas berühmtes „Oblivion“ – folgen virtuose Kabinettstücke: die Paganini-Variationen der Akkordeon-Spezialisten Willard A. Palmer und Bill Hughes sowie aus Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“ die Cavatine des Figaro – „Largo al factotum“!

Dr. Juan Martin Koch (c) Kulturwald gGmbH

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Martynas Levickis

„Magische Trickkiste“ nennt Martynas Levickis sein Instrument gern. Und in der Tat: Wenn der Litauer sein Akkordeon umschnallt und zu spielen beginnt, erschafft er Klangwelten, die einen wahren Zauber entfalten, so beeindruckend wie vielfältig, so unerwartet wie virtuos. „Der unglaublich talentierte Martynas Levickis, der Mann, der im Alleingang das Akkordeon neu erfindet,“ hieß es in The Independent über ihn.

Levickis‘ Karriere begann in den tiefen Wäldern Litauens, in denen er schon im Alter von drei Jahren die Vögel und das Rauschen der Bäume mit seinem Akkordeon nachahmte. Mit acht Jahren kam er schließlich an die S. Sondeckis School of the Arts in seiner Heimatstadt Šiauliai; später studierte er bei Owen Murray an der Royal Academy of Music in London. Levickis‘ steile Laufbahn als Botschafter des Akkordeons nahm rasant an Fahrt auf, als er 2010 die Castingshow „Lithuania’s Got Talent“ gewann, in seinem Heimatland zum Superstar wurde und so endgültig bewies, dass sowohl er als auch sein Instrument internationale Aufmerksamkeit verdienten. Es folgtes ein Debütalbum „Martynas“ bei Decca Classics – Levickis war der erste Akkordeonist, der bei dem Label einen Vertrag unterzeichnete –, das direkt auf Platz 1 der britischen Klassikcharts kletterte. Auch erhielt er über 30 internationale Auszeichnungen, darunter eine Erstplatzierung bei den Coupe Mondiale World Accordion Championships.

Heute zählt Martynas Levickis zu den gefragtesten Akkordeon-Solist*innen der Welt. Immer wieder spielt er auf den großen Bühnen und mit den berühmten Klangkörpern der Welt: von der Royal Albert Hall bis zum Seoul Arts Center, vom Gewandhausorchester Leipzig bis zur Academy of St. Martin in the Fields, vom National Kaohsiung Center for the Arts bis zur Kammerakademie Potsdam, vom Iceland Symphony Orchestra bis zur Stiftung Mozarteum Salzburg. Auf Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Istanbul Festival, dem Schleswig Holstein Musik Festival oder dem Rheingau Musik Festival ist er ein gern gesehener Gast; große Freude bereitet ihm die Zusammenarbeit mit musikalischen Partner*innen wie Iveta Apkalna, Benjamin Appl, Andrés Orozco-Estrada, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Festival Strings Lucerne und Andris Nelsons.

2020 veröffentlichte Martynas Levickis sein Album mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und in 2021 folgten Piazzolla‘s „Cuatro Estaciones Porteñas“ (accentus music). Im Frühling 2023 erschien sein Solo Album „Autograph“ (accentus music) mit Werken von Philip Glass, J.S. Bach, Franck Angelis sowie Eigenkompositionen von Litauischen Folk Songs. Der OPUS KLASSIK zeichnete Martynas Levickis für die Einspielung als „Instrumentalisten des Jahres 2023“ aus. Die große musikalische Vielfalt von „Autograph“ zeigt Martynas auch in seinem signature live programme. Überhaupt umfasst sein Repertoire eine beeindruckende Bandbreite an Epochen und Stilen – im Jahr 2023 präsentierte Martynas als „Preisträger in Residence“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise Musik aus fünf Jahrhunderten, in über 25 Konzerten.

Sein Erfolg als Solist beschreibt jedoch nur einen Teil dessen, was Martynas Levickis als Musiker ausmacht. Denn er ist noch so viel mehr; Educator, Veranstalter, Dirigent und Komponist sind nur einige Rollen, die er scheinbar ganz nebenbei auch noch ausfüllt. Levickis gründete eine Komponist*innen-Akademie für Akkordeonmusik und richtete mehrere Jahre lang in Vilnius ein Festival für selbige aus; mit dem Mikroorkéstra rief er ein Ensemble ins Leben, mit dem er in eigens konzipierten und produzierten Shows Stadien im gesamten Baltikum füllt, die seiner grenzenlosen Kreativität eine beeindruckende Entsprechung schaffen. Auch fördert Levickis gezielt den internationalen Akkordeon-Nachwuchs, weshalb es eine große Ehre für ihn war, von seiner Alma Mater, der Royal Academy of Music, zum „Visiting Professor“ ernannt zu werden.

Auch in der Saison 2024-2025 wird Martynas Levickis zweifelsohne wieder zahllose Menschen für das Akkordeon begeistern. Im „Festival-Sommer“ führen ihn Engagements zur TV-Eröffnungsgala des Grafenegg Festivals (mit Pene Pati, Regula Mühlemann und dem Tonkünstler Orchester), zum Midsummer Festival Vilnius (mit dem Mikroorkéstra), zu den Dresdner Musikfestspielen (mit Iveta Apkalna), zum Rheingau Musik Festival (mit dem Mikroorkéstra) und eine Tournée mit seinem „Signature Live Programme“ mit über zehn Konzerten in Litauen rundet den Sommer ab. Es folgen erstmalige künstlerische Zusammenarbeiten mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und den Nürnberger Symphonikern bei dem Nürnberg Klassik Open Air vor 75.000 Menschen.

Martynas Levickis freut sich auf künstlerischen Austausch mit den Duisburger Philharmonikern, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Belgrade Chamber Orchestra, der Kammerakademie Potsdam, dem Antalya State Symphony Orchestra, sowie auf Teilnahmen beim Into the Open Festival Berlin, dem Heidelberger Frühling und dem Pažaislis Music Festival Kaunas.