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26.07.25

Preisträgerkonzert Musica Juventutis

Samstag, 26. Juli, 14 Uhr

Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus


Katharina Hörtnagl – Klarinette
Simon Sajadi – Posaune
Hugo Llanos Campos – Klavier
Roxana Sajadi – Klavier

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Konzertdauer: ca. 45 min │ Pause │ ca. 40 min  
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Johann Melchior Molter (1696–1765)
Klarinettenkonzert Nr. 1 A-Dur MWV 6:41
I. Moderato
II. Largo
III. Allegro

Johann Georg Albrechtsberger (1736–1809)
Posaunenkonzert B-Dur
I. Allegro moderato
II. Andante
III. Allegro moderato

Claude Debussy (1862–1918)
Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier

Carl Maria von Weber (1786–1826) zugeschrieben
Romance (Romanza appassionata) für Posaune und Klavier

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PAUSE
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Frank Martin (1890–1974)
Ballade für Posaune und Klavier

Louis Spohr (1784-1859)
Klarinettenkonzert Nr. 2 Es-Dur op. 57
I. Allegro
II. Adagio
III. Rondo alla polacca

Leonard Bernstein (1918–1990)
Elegy for Mippy II für Posaune solo

George Gershwin (1898–1937)
Rhapsody in Blue
Fassung für Posaune und Klavier von John Glenesk Mortimer

Igor Strawinsky (1882–1971)
Trois pièces für Klarinette solo

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Als Johann Melchior Molter – Hofkomponist in Karlsruhe und Eisenach mit Italien-Erfahrung – seine sechs Konzerte schrieb, war die Klarinette ein verhältnismäßig neues Instrument. Sie war erst Anfang des 18. Jahrhunderts in Nürnberg erfunden worden, doch Molter hatte offenbar fähige Musiker in seiner Hofkapelle und stellte ihnen entsprechend dankbare und anspruchsvolle Aufgaben. Das A-Dur-Konzert dürfte aus Molters zweiter Karlsruher Dienstzeit stammen, wo er ab 1747 unter großzügigen Rahmenbedingungen die Hofmusik neu aufstellte. Stilistisch zeigt er sich in den Ecksätzen – wohl angeregt durch seine zweite Italienreise – vom galanten Stil und der aufkommenden Mannheimer Schule beeinflusst, während der langsame Satz noch barocke Züge aufweist. Die Klarinette lässt er dabei in ihrem großen Tonumfang vor allem in der Höhe strahlen und kostet ihre Eignung für langgezogene Melodiebögen aufs schönste aus.

1769, ein Jahr nachdem Johann Georg Albrechtsberger in Wien zunächst als Organist Fuß fasste, entstand sein Posaunenkonzert. Der Komponist, der vor allem für seine Kirchenmusik und seine eher konservativen Lehrwerke für den Kompositionsunterricht bekannt ist, schlägt hier einen vergleichsweise modernen, das heißt galanten Tonfall an. Vor allem aber überrascht er mit der Wahl und Handhabung des Soloinstruments. Die Posaune war zu dieser Zeit außerhalb der Kirchenmusik kaum präsent, und auch aufgrund der virtuosen Anforderungen vermutete man bei der Wiederentdeckung des Werks eine falsche Instrumentenangabe. Mittlerweile wissen wir aber, dass es Musiker wie den Salzburger Altposaunisten Thomas Gschladt gab, die diesen Anforderungen, etwas was Triller und Geläufigkeit angeht, durchaus gewachsen waren. Wie Albrechtsberger dies in drei, auch melodisch überaus inspirierten Sätzen zur Geltung bringt, ist unmittelbar mitreißend.

Seine Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier schrieb Claude Debussy 1909/1910 als Pflichtstück für das Pariser Conservatoire und schuf damit einen Klassiker des Repertoires, den er später auch orchestrierte. Vorsichtig tastet die Klarinette sich in den vom Klavier aufgespannten Klangraum hinein, ehe die Bewegung sich verstetigt und eine erste sangliche Passage auslöst. Die blüht zwischenzeitlich so auf, als würde von Ferne der „Hirt auf dem Felsen“ aus Schuberts herrlichem Klavierlied mit Klarinette grüßen. Dieser träumerische Abschnitt („rêveusement“ lautet die Vortragsbezeichnung) ist mitunter von rascheren, scherzoartigen Staccato-Gesten durchzogen, die eine Zeitlang die Oberhand gewinnen. Doch blickt Debussy auch immer wieder auf den langsamen ersten Abschnitt zurück und belässt das Stück so in einem faszinierend rhapsodischen, zeitweise wie improvisiert wirkenden Zwischenzustand. Auch das Ende betont nochmals diese Dualität: mit einer raschen Coda scheint das Werk auf den Schluss zuzuwirbeln, ehe es mit dem ersten Motiv als Zielpunkt eine spektakuläre Vollbremsung hinlegt.

Carl Maria von Weber wird ein Werk zugeschrieben, das nach Recherchen der Weber-Gesamtausgabe erstmals 1890 als „Romanza appassionata“ für Euphonion mit alternativer Begleitung für große oder kleine Militärmusik nachgewiesen werden kann und seitdem als „Romance“ ins Posaunenrepertoire eingegangen ist. Es stammt mit ziemlicher Sicherheit nicht vom Komponisten des „Freischütz“, doch tut dies der Qualität des betörend sanglichen, zunächst mehr nach Trauermarsch als nach Romanze klingenden Stücks keinen Abbruch.

Dem großen schwedischen Posaunisten Christian Lindberg zufolge hat Frank Martin mit seiner Ballade „die Posaune in unsere Zeit geführt“. Der Schweizer Komponist schrieb das Werk 1940 für den renommierten „Concours de Genève“, bei dem in jenem Jahr die Posaune erstmals Wettbewerbsinstrument war. Alleine stellt die Posaune zunächst ein Zwölfton-Thema vor, das bogenförmig zunächst ab- und dann wieder aufsteigt. Eine nun tonal gefärbte Melodie bildet in der Folge diese Bogenform in komprimierter Form nach. Deren Klavierbegleitung weist mit ihren Synkopen auf die entfernt jazzigen Rhythmen des mittleren Abschnitts voraus, der mit einem rhythmisch markanten Klavierimpuls eröffnet wird. Im weiteren Verlauf kommen marsch- und tangoartige Stimmungen hinzu, wobei der grimmig zupackende Grundgestus dieses ungemein dichten Stücks keinen Zweifel daran lässt, dass Martin 1940 nicht nach einem vordergründigen Bravourstück zumute war.

So wie Mozart für Anton Stadler, Weber für Heinrich Baermann und Brahms für Richard Mühlfeld komponierte, so schrieb Louis Spohr für den Klarinettenvirtuosen Johann Simon Hermstedt, der in Sondershausen die fürstliche Harmoniemusik leitete. Das zweite Klarinettenkonzert in A-Dur entstand aus Anlass des Musikfests im thüringischen Frankenhausen, wo es 1810 unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde. Spohr, dessen gesamtes Schaffen von der Nachwelt an seinem Spätstil gemessen und somit wahlweise als epigonal, rückwärtsgewandt oder akademisch abgetan wurde, zeigt sich in diesem Konzert auf der Höhe seines beachtlichen kreativen Potenzials. Die Behandlung des Soloinstruments ist brillant, abwechslungsreich und von feinem Gespür für musikalischen Humor geprägt. Der schwungvolle Kopfsatz mit seinem marschartig punktierten Themenmaterial überrascht mit einem kurzen Klarinettenauftritt zu Beginn, bevor die Exposition in der für diese Zeit üblichen Form ohne Solobeteiligung abläuft. Das Adagio atmet innige Ruhe und erkundet die tiefe Lage des Soloinstruments, die opernhafte Dramatik des kontrastierenden Mittelteils ist nicht ganz ernst gemeint. Das Rondofinale bringt das Konzert mit der Beschwingtheit einer Polonaise zu einem effektvollen Ende.

„Slow and easy“ heißt die Vortragsbezeichnung für Leonard Bernsteins „Elegy for Mippy II“. Die Solominiatur für Posaune schrieb der Dirigent und Komponist 1948 für seinen Bruder Burtie, wobei der Titel auf dessen verstorbenen Hund anspielt. Bei diesem gehaltvollen Kabinettstückchen gibt der Interpret hörbar mit dem Fuß aufstampfend selbst den Takt vor und schafft so Orientierung in einer rhythmisch vertrackten, mäandernden Hommage – an den Hund und an den Blues.

Das hochgezogene Klarinettenglissando zu Beginn von George Gershwins „Rhapsody in Blue“ ist zu einer Chiffre der amerikanischen „Roaring Twenties“, der tosend-schillernden 1920er Jahre geworden. Wenn Simon Sajadi es heute auf seiner Posaune anstimmt, wird hörbar, wie wandlungsfähig und zeitlos mitreißend der ursprünglich für Klavier und Jazzorchester konzipierte, Spätromantik und Swing verschmelzende Klassiker ist. Ganz selbstverständlich springen Spielwitz und Virtuosität zwischen Klavier und Posaune hin und her – die scheinbar unerschöpfliche melodisch-rhythmische Energie Gerswhins lädt sich neu auf.

1918, bald nach der Premiere seiner „Geschichte vom Soldaten“ komponierte Igor Strawinsky die „Trois pièces“ und widmete sie dem Mäzen und Amateurklarinettisten Werner Reinhart, der die Uraufführung der „Histoire du soldat“ maßgeblich unterstützt hatte. Dieses erste bedeutende Werk für Klarinette solo durchmisst in drei extrem verknappten Sätzen drei verschiedene Stimmungen: Im ersten Satz wird eine elegische Melodie mit kleinen Verzierungen angereichert, eine energischere Geste bildet den Schluss. Der zweite Satz, ohne Taktstriche notiert, fließt exzentrisch frei, in raschem Tempo, der dritte wirbelt mit markantem Rhythmus an der Grenze zwischen Volksmusik und Ragtime.

Dr. Juan Martin Koch (c) Kulturwald gGmbH 2025

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Katharina Hörtnagl

Katharina Hörtnagl, 2004 in Hall in Tirol geboren, erhielt im Alter von 7 Jahren ihren ersten Klarinettenunterricht bei Franz Eller an der Landesmusikschule Wipptal. In den folgenden Jahren nahm sie sowohl solistisch als auch in verschiedenen Ensembles mehrmals erfolgreich an Landes- und Bundeswettbewerben wie „prima la musica“ und „Musik in kleinen Gruppen“ teil. 2018 begann sie mit dem Vorbereitungsstudium am Tiroler Landeskonservatorium bei Maximilian Bauer, welches sie ab 2021 bei Walter Seebacher fortsetzte. Seit Oktober 2023 studiert sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Johann Hindler.

Sie erhielt Meisterkurse bei Christoph Zimper, Alexander Bachl, Michel Lethiec, Rainer Wehle, Sabine Meyer und dem Ensemble Modern. Konzerte führten sie durch Österreich sowie nach Deutschland, Niederlande und Italien. Sie konzertierte bereits mit dem Tiroler Landesjugendorchester und den Vienna Philharmonic Generations und ist Teil des Pro Arte Orchesters und der Vienna Synchron Stage.

2022 wurde sie beim Wettbewerb Musica Juventutis als Preisträgerin ausgezeichnet und spielte das Preisträgerkonzert im Wiener Konzerthaus sowie ein Startup! Konzert der Jeunesse im Wiener Musikverein. Zuletzt wurde sie im Jänner 2025 mit dem Rudolf-Jettel-Preis und im Juni 2025 beim internationalen Wettbewerb „Giovani in Crescendo“ mit einem dritten Preis in der Kategorie „High“ und dem Rossini Award (Sonderpreis) ausgezeichnet. 

Simon Sajadi

Der 2002 in Wien geborene Posaunist, entschied sich bereits mit sechs Jahren für die Posaune. Begonnen hat seine musikalische Reise bei Prof. Georg Rühl. Die ersten Erfolge als Posaunist durfte er schnell feiern. Beim Wettbewerb „prima la musica“ gewann Simon Sajadi zwischen 2011 und 2015 jedes Jahr den 1. Preis mit Auszeichnung im Landes-, sowie Bundeswettbewerb und den 1. Preis beim internationalen Wettbewerb „The Festival Bridges“. 2019 erreichte er im Landeswettbewerb „prima la musica“ die höchste Punkteanzahl aller Kategorien bundesweit.

2015 wurde er als hochbegabter Student an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in die Klasse von Univ.-Prof. Otmar Gaiswinkler aufgenommen. Seit 2021 studiert er bei ihm als ordentlicher Student. Seine künstlerische Entwicklung wurde durch Meisterkurse und Unterricht bei international renommierten Posaunisten wie Branimir Slokar, Jacques Mauger, Dietmar Küblböck, Joseph Alessi, Weston Sprott, Wycliffe Gordon, Mark Gaal und Leonhard Paul maßgeblich geprägt.

Simon Sajadi trat mit verschiedenen Orchestern in renommierten Häusern wie dem Wiener Musikverein, dem Wiener Konzerthaus und dem Theater an der Wien mit Werken von Mahler, Bruckner, Mozart, Schönberg, Johann Strauß und weiteren auf. Ende 2024 machte er eine Tournee mit dem Vienna Palace Orchestra durch China. Im März 2025 gewann er die Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker, wodurch er unter anderem für die Mitwirkung bei den Salzburger Festspielen 2025 eingeladen worden ist.

Im Dezember 2023 gab er sein Solo-Debüt im Wiener Musikverein, darauffolgend debütierte er im April 2024 im Wiener Konzerthaus im Rahmen von Musica Juventutis. Seine Tätigkeiten als Solist führten ihn auch in andere Länder, unter anderem nach Tschechien (Komorní Filharmonie Pardubice), in die Slowakei (Nationaltheater Bratislava) und nun zu seinem Solo-Debüt in Deutschland im Konzerthaus Blaibach.

Sajadi durfte u.a. mit Dirigenten wie Manfred Honeck, Peter Feranec, Fedor Rudin, Axel Kober, Jaime Volfson und Nicolaus Radulescu arbeiten.